Der Kreislauf der Heldenreise begeistert viele Menschen auf der ganzen Welt. Er ist vor allem denjenigen bekannt, die sich mit dem Schreiben von Geschichten beschäftigen. Was jedoch oft unter den Tisch fällt: Die Heldenreise betrachtet den Weg, der primär auf einer externen Ebene stattfindet. Der Held ordnet das Königreich im Außen – als Ziel der maskulinen Reise. Der feminine Pfad hingegen führt nach innen auf eine spirituelle Heldinnenreise, die mit einer umfassenden Heilung endet. Doch wo liegen die Unterschiede genau?
Damit du dir ein Bild davon machen kannst, stelle ich dir zunächst die klassische Heldenreise vor. Ihr Schema findet sich in Mythen, Legenden und Epen aller Kulturen. Der Mann, der dies erkannte und diese sogenannte Monomyth mit dem Modell der Heldenreise kommunizierte, war der Mythologe Joseph Campbell (1904–1987). Er analysierte bekannte Geschichten und fasste den Kreislauf folgendermaßen zusammen:
Dieses Konzept war nicht nur für Mytholog*innen interessant. Auch Storyteller*innen aller Art fanden es spannend. Schon bald lernten Drehbuchautor*innen diese Story Arc in ihrer Ausbildung kennen, und die meisten setzen sie um. Das gilt bis heute. Ebenso zogen (und ziehen) viele Autor*innen die Heldenreise nach Campbell als Basis für den Plot ihrer Bücher heran.
Das kommt nicht von ungefähr: Dieser Kreislauf ist gerade deswegen so beliebt, weil sich alle Menschen damit identifizieren können. Die Heldenreise ist auch eine psychologische Reise: Wir alle wünschen uns, dass unsere Geschichte einen Sinn hat und uns weiterbringt. Wenn wir Heldengeschichten sehen und lesen, erleben wir diesen Erfolg. Du hast es bestimmt auch schon mal erlebt und Parallelen zu deinem eigenen Leben in einer Erzählung erkannt, die dir die Kraft dazu gab, deine eigene Reise zu bewältigen. ✨
Jede*r von uns möchte der Welt, wie wir sie wahrnehmen, eine Struktur geben und Kontrolle über sie haben – wir wollen ein Königreich innerhalb unseres eigenen Lebens erschaffen und darüber regieren. 👑 Genau deswegen sind Filme, Serien und Bücher so beliebt. Beispielsweise gewinnt der Archetyp des Superhelden besonders in (nationalen oder globalen) Krisenzeiten Popularität. Er spendet uns Kraft und zeigt uns, dass wir – trotz unserer Schwächen – alles schaffen und Gefahren von außen abwehren können.
Joseph Campbells Schülerin Maureen Murdock erkannte:
Wir brauchen eine Heldinnenreise!
Auch Maureen Murdock (*1945) war begeistert von diesem Konzept. Sie war eine Schülerin Campbells und erkannte den Wert von Mythen für ihr Fachgebiet, die tiefenpsychologische Therapie. Was ihr jedoch an der Heldenreise negativ auffiel: Weibliche Charaktere waren in den typischen Mythen und Epen eher passiv. Sie waren „Beiwerk“ für die maskulinen Protagonisten und für deren Entfaltung wichtig; es fehlte ihnen jedoch an eigener Entwicklung.
Während ihrer Arbeit als Therapeutin fiel Maureen Murdock auf: Ihre Patientinnen erlebten eine andere Reise als die des Helden. Es gab sich wiederholende Schritte, die in der Heldenreise nicht vorkamen. Sie bemerkte vor allem eins: Die Frauen verspürten ebenso den Drang nach einem Aufbruch, um sich auf ihren eigenen Weg zu begeben. In der Zeit danach identifizierten sie sich zumeist mit dem Maskulinen. Sie suchten und fanden Anerkennung und Erfolg im Außen, sie ordneten ihr Königreich – die Erfüllung, die der Held an diesem Punkt verspürt, blieb jedoch aus. Maureen Murdock war dadurch klar: Hier beginnt ein anderer Weg, der nach innen führen und bestimmte Wunden heilen muss. ✨
Vielleicht kennst du das sogar aus deinem eigenen Leben? Zu oft versuchen wir, den gewöhnlichen Weg des Erfolgs zu gehen, der uns zu Ruhm oder finanziellem Wohlstand verhilft. 💸 Doch dieses vermeintliche Glück stellt sich früher oder später als Illusion heraus – die kreative und spirituelle Seite wird auf diesem Pfad komplett vernachlässigt. 😔 Maureen Murdock konzipierte darum eine Heldinnenreise, die auf den Erfahrungen ihrer Patientinnen sowie ihrem eigenen Leben basierte.
Das Problem mit der Heldenreise in der Popkultur: Geschichten, die sich unvollständig anfühlen
Freust du dich manchmal auf einen Film oder einen Buch mit einer weiblichen Protagonistin, nur um dann endlos enttäuscht zu sein, weil du ihre Entwicklung nicht tief in deinem Herzen spürst?
So ging es mir, als ich die Verfilmung von Wonder Woman sah. Ich freute mich total auf den Film und erwartete, dass die Macher*innen die Heldinnenreise kannten und auf den Charakter anwenden würden. Doch was mir vorgesetzt wurde, war eine Superheldin, die in das Korsett der klassischen Heldenreise gepresst wurde. Ich war total enttäuscht – das war nicht die Entwicklung, die ich mir für Wonder Woman vorgestellt hatte! 😭 Das Storytelling des Films fühlte sich für mich total unvollständig und belanglos an. Es hatte mich überhaupt nicht bewegt und ich konnte mich nicht mit der Heldin verbinden, die eigentlich ein Held war.
Doch es gibt auch positive Umsetzungen: Der Disneyfilm Vaiana ist ein wundervolles Beispiel für eine gelungene Heldinnenreise! Das Storytelling riss mich total mit und rührte mich zu Tränen, weil ich mich so sehr in ihr erkannte – meinen Weg und meine Hürden in ihr sah. 💙 Hier hatten die Macher*innen eine Entwicklung und Heilung dargestellt, wie sie eine Heldin erlebt. So machten sie es mir möglich, dass ich mich mit dieser Story auf einer tiefen Ebene verbinden konnte. ✨
Weitere Beispiele für gelungene Heldinnencharaktere und Impulse für deine eigene Heldinnenreise findest du in meinem Buch “federleicht furchtlos”!
Die Heldinnenreise als Blueprint für die spirituelle Entfaltung – nicht nur beim Storytelling!
Aber zurück zum Konzept: Die Heldinnenreise beginnt also dort, wo die klassische Heldenreise endet. Die Außenwelt ist geordnet, aber es nagt etwas im Inneren! Auf das Gefühl der Verlorenheit folgt eine schwere Phase, die einem Abstieg in die eigene innere Tiefe entspricht. Die Heldin findet sich in dieser Zeit neu und gewinnt schmerzhafte, aber auch erlösende Erkenntnisse. ✨ Maureen Murdock stellte fest, dass sich ihre Patientinnen in dieser Phase zurückzogen oder in eine Depression verfielen. Wenn sie diesen Lebensabschnitt – für ihren aktuellen Konflikt, denn sie wiederholt sich im Kleinen und Großen immer wieder – überwunden hatten, hatten sie die Chance, sich neu zusammenzusetzen und zu heilen. 💙
Die Heldin heilt ihren Bruch mit dem Femininen und die Sehnsucht nach ihrer spirituellen Seite, indem sie kreativ wird, sich der Natur zuwendet oder etwas Gutes in die Welt trägt. Auch ihre maskulinen Wunden heilt sie. Am Ende der Heldinnenreise verschwimmen die Grenzen zwischen feminin und maskulin, es entsteht ein Zustand jenseits der Dualität. Der eigene, vollkommene Lebensweg. 👑 Vielleicht fallen dir direkt Geschichten ein, die so aufgebaut sind?
Dieses Konzept ist nicht nur ideal für tiefgehendes, holistisches Storytelling, sondern auch für deine eigene Entwicklung! Du erkennst, an welcher Stelle deiner Reise du dich befindest, und betrachtest dein Leben aus einer spirituell-mythologischen Sicht neu. Dabei ist es egal, wie du dich identifizierst, denn wir alle brauchen beide Reisen, um vollständig zu werden und uns zu heilen
Dieser Artikel bietet dir einen allgemeinen Überblick – es gibt noch viel mehr über die Heldinnenreise und verwandte Konzepte zu erzählen. Ich zeige dir gern mit meiner Mythweaving-Methode, wie du dieses Konzept auf dein Leben anwenden und für dein (kreatives) Business oder deine Kunst nutzen kannst! ✨
✨Du hast schon alles in dir – schreib mit mir deinen eigenen Mythos!✨
Ich suche dein Elixier mit der Heldinnenreise
Zum Schluss möchte ich mit dir teilen, warum ich dieses Konzept in der Arbeit mit meinen Kundinnen und beim Storytelling so liebe: Wenn sich Frauen selbstständig machen, befinden sie sich meist in der Phase des Abstiegs oder sind schon dabei, sich wieder neu zusammenzusetzen. Und dabei kann dir die Heldinnenreise und dein eigener Mythos viel Kraft und Mut schenken! 😍
Am Ende habe ich eine Message für alle Heldinnen: Wir sollten immer mutig und furchtlos unsere Träume verfolgen – und nicht die Vorstellungen und Erwartungen erfüllen wollen, die andere Menschen oder die Gesellschaft uns auferlegen. Wir dürfen und wir müssen kreativ sein. 💙 Wir sollten Liebe und Lebenssinn in die Welt tragen, wann immer wir können. Wir dürfen nicht warten, bis das Blatt sich wendet, sondern müssen die Heldinnen unseres eigenen Lebens sein – denn am Ende sind wir es, die uns selbst krönen. 👑
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