Der Schreibstil – die Arten einer Schreibstimme und wie du deinen Schreibstil verbessern kannst

In Rezensionen zu Romanen finden sich oft Aussagen wie »Toller Schreibstil!« oder auch »Ich wurde mit dem Schreibstil nicht warm.«. Das zeigt, wie wichtig es ist, ansprechend zu schreiben und auf sprachlicher Ebene seine besonderen Vibes in einen Roman einzubringen. Falls du dich schon mal gefragt hast, was genau ein Schreibstil überhaupt ist, welche Arten es gibt und wie du ihn verbessern kannst, lies unbedingt weiter! Praxisbeispiele aus meiner Arbeit als Lektorin habe ich auch für dich vorbereitet.

Schreibstil – was ist das genau?

Dein Schreibstil ist deine Stimme. Er bringt auf sprachlicher Ebene deinen besonderen, individuellen Vibe in dein Buch, sodass andere Menschen ihn spüren können.

Zum Beispiel durch

•  Wortwahl,
•  Struktur und Länge der Sätze,
•  Stimmung im Text,
•  Erzählperspektive,
•  Rhythmus und Lesefluss,
•  Verwendung von Stilmitteln und
• deine Persönlichkeit, die sich in deinem Schreibstil wiederfinden darf (wenn es zum Buch passt).

Darum ist es wichtig, ein Bewusstsein über den eigenen Schreibstil zu haben oder ihn weiterzuentwickeln

Dein Schreibstil ist wie dein Zauberstab: Mit ihm erweckst du bestimmte Emotionen in deinen Leseherzen und hebst dich durch deine besonderen Eigenarten ab. In ihm steckt die Essenz einer jeden Schreibseele. Dein Schreibstil erweckt deine Worte zum Leben.

Doch der wahre Zauber liegt darin, wie dein Schreibstil den Inhalt zum Leuchten bringt, indem er deine Gedanken und Geschichten in ein glänzendes Gewand hüllt. So verschmelzen deine Geschichte und dein Schreibstil zu deinem einzigartigen Elixier, das du dann aus deinem mentalen Tintenfass in dein Manuskript fließen lassen kannst.

Damit du dieses Elixier entwickeln kannst, empfehle ich dir, viel zu üben, aber auch, viel zu lesen. So bemerkst du schnell, was aus dir raus und aufs (digitale) Papier fließen will.

Vielleicht magst du besonders gern blumige Umschreibungen oder auch das Gegenteil: prägnante, klare Formulierungen. Und wenn du Romane liest, identifizierst du den Stil anderer und bemerkst, was dir gefällt und was nicht. Es ist kein Vergehen, besonders am Anfang, sich inspirieren zu lassen und einen Schreibstil zu imitieren. Dadurch lernst du, was dir liegt und was sich natürlich für dich anfühlt. Wenn du dann bereit bist, dein Buch in Lektorat zu geben, kannst du deinen eigenen Stil verfeinern und festigen.

Später zeige ich dir in diesem Blogartikel, was den Schreibstil meiner Kundinnen ausmacht, deren Entwicklung ich nun schon seit mehreren Jahren begleiten darf. Denn bei jeder von ihnen habe ich etwas Besonderes schimmern sehen, was wir gemeinsam noch stärker zum Glänzen bringen konnten.

Wie ich beim Lektorat mit deinem Schreibstil umgehe (und was ich nicht tue)

Als Lektorin ist es meine Aufgabe, dein Manuskript sowohl inhaltlich als auch sprachlich mit Goldstaub anzureichern. Meine Arbeitsphilosophie ist es jedoch, in den Stil möglichst wenig einzugreifen.

Was mache ich also mit deinem Stil?

Ich lasse ihn auf mich wirken, lasse mich vollkommen auf ihn ein – sowohl gefühlt als auch rational. Außerdem gebe ich dir Feedback, falls ich noch nicht verwirklichtes Goldstaubpotenzial darin sehe, um ihn zu verfeinern.

Was mache ich mit deinem Stil nicht?

Ihn total verändern und dir sagen, dass du lieber anders schreiben solltest. Denn er ist schon da – und er darf auch bleiben! Wir lassen ihn eventuell aber noch stärker schimmern, bis er richtig schön leuchtet.

Schreibstil-Analyse meiner Kundinnen

Nun wird’s richtig spannend:

Ich stelle dir jetzt vier Autorinnen und ihren jeweiligen Schreibstil vor.
Diese Autorinnen begleite ich seit mehreren Jahren, wodurch ich ihren Stil inzwischen sehr gut kenne.

Vielleicht ist dir danach (noch) klarer, was deinen eigenen Schreibstil ausmacht?

Let’s go!

Jennifer Angersbach – Schreibstil: locker und lebensnah

Wenn du ein Buch von Jenni liest, fühlst du dich, als würdest du mit einer Freundin quatschen. Manchmal fühlst du dich auch so, als würdest du deine eigenen Gedanken hören. Und oft wird sich ein Schmunzeln auf deine Lippen schleichen.

Das schafft Jenni, weil sie die Lebenswelt ihrer Protagonistin Marina total lebensnah wiedergibt. Eben genau so, wie sie spricht. Ungefiltert und jeden Gedanken erhaschend, der ihr durch den Kopf schwirrt. Im Lektorat achte ich besonders darauf, dass es nicht zu flapsig klingt, denn es ist ja trotzdem noch ein Roman und kein Transkript einer Sprachnachricht oder ein Tagebuch. Und voll meta ist es übrigens, dass die Protagonistin den Roman selbst schreibt.

Julie Finsterberg – Schreibstil: cozy und magical

Julies Bücher leben von zauberhaften Umschreibungen und Metaphern. Es darf auch gerne mal kitschig sein, ohne zu krass süß zu werden, was ich persönlich liebe – darum frage ich manchmal nach noch etwas mehr Kitsch. Und diesen Wunsch erfüllt Julie mir dann (und ihren Leseherzen, die ihren Stil ebenfalls lieben).

Außerdem schreibt Julie sehr bildhaft und lässt dabei oft heimelige coziness einfließen. Sie nutzt gern Relativsätze, was ich sofort beim ersten Lektorat bemerkt habe. Darum schlage ich ihr ab und zu welche vor, wenn mir noch etwas fehlt. Solche Vorlieben identifiziere ich, um beim Lektorat besser und gezielter  – stilbegleitend, nicht -verändernd – unterstützen zu können.

Rosalie John – Schreibstil: klar und dunkel-poetisch

Schon beim Probelektorat bemerkte ich Rosalies Vorliebe für den elliptischen Satzbau – und die ist echt selten! Zu ihrer Stimme gehört er einfach dazu, und ihre Leseherzen feiern ihren Stil. Er lebt von Prägnanz und Rasanz. Die Ellipsen verstärken Rosalies Aussagen.

Im Gegensatz dazu stehen die Romance- und Spice-Szenen, in denen Rosalie gerne ihre dunkle Poesie auspackt. So ist ihr Stil ein interessanter Mix aus Klarheit und Kürze sowie bildhaften und poetischen Elementen. Klingt vielleicht erst einmal widersprüchlich, aber entfaltet seine ganz eigene Magie!

Anne Naumann – Schreibstil: gefühlvoll und aktivierend

Die Bücher von Anne Naumann leben von gefühlvollen Umschreibungen des Innenlebens ihrer Protas. Beim Lektorat unterstütze ich Anne gern dabei, noch eine Schippe draufzulegen. Darum herrscht bei ihren Leseherzen oft Taschentuchalarm – aber in Annes Reihe geht’s ja auch um die ganz großen Gefühle!

Außerdem lässt Anne ihren Erzähler (und ihre Protas in Gedanken) gern Fragen stellen, was sehr aktivierend wirkt. Dadurch zieht sie ihre Leseherzen noch mehr in die Story hinein und sorgt für eine zusätzliche Identifikationsmöglichkeit.

Und wie würdest du deinen Schreibstil beschreiben?

Ich wette mit dir – auch in deiner Schreibstimme glimmert etwas Besonderes. Wenn du es (noch) nicht genau benennen kannst, melde dich gerne bei mir für ein Starterpaket oder ein Lektorat. Ich unterstütze dich gern bei der Schimmersuche in deinem Schreibstil, wenn du Lust hast!

Stilvolle Grüße,
deine Mia