»Show, don’t tell«: Mit diesen Beispielen schreibst du Bücher, die berühren

Möchtest du, dass deine Leser Nähe zu deinen Protagonisten aufbauen? Wie du das schaffst, verrate ich dir gern: mit dem Prinzip »show, don’t tell« und leicht umsetzbaren Beispielen.
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Große Gefühle in Lesern erwecken – das ist wohl das Ziel aller Autorinnen und Autoren. Jedoch tappen vor allem Schreib-Neulinge oft in eine Falle: Sie erzählen ganz genau, was passiert – ohne jegliche Emotion oder Möglichkeit für die Leser, sich in den Moment und die Charaktere einfühlen zu können. Wie du diesen Fauxpas in deinem Buch vermeidest, liest du hier – mit Tipps und Beispielen für die Umsetzung des Prinzips »show, don’t tell«, damit deine Leser dein Buch fühlen!

Möchtest du, dass deine Leser Nähe zu deinen Protagonisten aufbauen und unbedingt erfahren wollen, wie es ihnen ergeht? Ich wette, ja – oder? Wie du das schaffst, verrate ich dir gern: mit dem Prinzip »show, don’t tell« und passenden Beispielen!

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Was bewirkt das Prinzip »show, don’t tell«?

Indem du Gefühle auf eine bildhafte Art darstellst, erweckst du Empathie bei deinen Lesern und sie fühlen sich dem Geschehen sowie den Protagonisten näher.

Die Intention deiner Protagonisten wird klarer und somit werden Handlungen besser nachvollziehbar.

Wenn du das emotionale Innenleben deiner Charaktere zeigst und nicht nur ihre Handlungen beschreibst, wirken sie ausgearbeiteter.

Im Großen und Ganzen: Das Leseerlebnis wird besser! In diesem Artikel findest du einige Beispiele zu diesen Punkten. Warum »show, don’t tell« jedoch kein Garant für gute Bücher ist, liest du am Ende dieses Blogartikels.

In vielen Rezensionen lese ich, dass Menschen »die Charaktere blieben farblos« oder »ich konnte zu den Charakteren keine Beziehung aufbauen« schreiben. Das kann daran liegen, dass die Autoren Beweggründe, Empfindungen oder das Innenleben ihrer Protagonisten fast oder ganz außen vor gelassen haben.

Sie haben zu viel erzählt (nüchtern wie in einem Protokoll), anstatt zu zeigen, was eigentlich los war … So sind die Charaktere nur entfernte Bekannte geblieben, für deren Schicksal die Leser sich kaum interessieren. Vielleicht haben sie die Lektüre sogar abgebrochen.

Ein Beispiel: Was bedeutet »show, don’t tell«?

Jetzt fragst du dich vielleicht: »Was meint sie mit ›show, don’t tell‹ genau?« Das zeige ich dir am besten an einem exemplarischen (von mir frei erfundenen) Text und danach in einzelnen tiefergehenden Punkten!

TELL – erzählen:

Sie schlug die Hände vors Gesicht und keuchte. Sie bekam kein Wort heraus. Es war eine vollkommen schreckliche Situation.

Merkst du hier, dass sich das Ganze liest wie ein Protokoll mit dem folgenden Ablauf?

  1. Sie schlug die Hände vors Gesicht.
  2. Sie keuchte.
  3. Sie bekam kein Wort heraus.
  4. Und zum Abschluss kommt noch eine nüchterne Bewertung: Es war eine vollkommen schreckliche Situation.

Emotional berührt bin ich von solchen Texten nicht – du? 🧐Außerdem wird noch gesagt, wie die Situation einzuschätzen ist. Das hat ein guter Text gar nicht nötig, denn die Leser sind dann automatisch emotional eingebunden und fühlen mit.

SHOW – zeigen:

Sie fühlte sich, als würde sie in Schwärze versinken. Anstatt einer Antwort kam nur ein angestrengtes Keuchen aus ihrer Kehle. Der Schmerz stach sie wie tausend kleine Nadeln. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Passierte das gerade wirklich?

Gefällt dir dieser Auszug besser? Das liegt daran, dass ich hier mit Worten Bilder gemalt habe. Außerdem habe ich es dir ermöglicht, deine eigene Lebenserfahrung zu nutzen – durch Gedanken, die du bestimmt kennst. 😌 Obwohl ich nicht beschrieben habe, was sie genau macht und wie die Situation zu interpretieren ist, kannst du dir ziemlich gut vorstellen, wie es der Protagonistin geht und wie ihre Körperhaltung aussieht, oder?

Das habe ich geschafft durch

  • bildliche Darstellung von Gefühlen (»in Schwärze versinken«, »Schmerz stach sie wie tausend kleine Nadeln«),
  • Gegenüberstellung von Intention und Realität (sie wollte antworten, aber es kam nur ein Keuchen) und
  • indem ich das emotionale Innenleben gezeigt habe (»konnte keinen klaren Gedanken fassen«, »Passierte das gerade wirklich?«).

Als Faustregel kannst du dir »show, don’t tell« so merken:

TELL: Alles ist so beschrieben wie in einem Protokoll. Ein Mensch mit einem Fernglas hätte die Situation genauso wiedergegeben. Die Charaktere bleiben blass. Sie wirken unnahbar, wie Fremde, und wenig menschlich beziehungsweise »unecht«.

SHOW: Die Leser können Empathie empfinden. Sie wissen, was der Charakter fühlt und sinnlich empfindet, und können dasselbe fühlen oder empfinden – durch bildliche Worte oder Assoziationen mit Gefühlen und Situationen, die sie aus ihrem eigenen Leben kennen. Es entsteht eine Nähe zu den Charakteren, sie wirken menschlich und fast wie gute Freunde.

Im Folgenden gehe ich auf diese einzelnen Punkte genauer ein!

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Tipp 1: Stelle Gefühle bildlich dar und erwecke so Empathie

Warum sollten wir als Autoren Gefühle erwecken und nicht direkt von ihnen schreiben? Ganz einfach aus diesem Grund: Wie gut klappt das, wenn dir ein Mensch »Sei fröhlich!« oder »Sei traurig!« sagt? Lass mich raten – eher schlecht.

Genauso ist es in einem Buch. Wenn du schreibst: »Britta war traurig.« oder »Brittas Augen füllten sich mit Tränen.«, dann wissen wir: »Aha, Britta ist traurig.« Aber wir fühlen es weniger, als wir könnten.

Empathie mit Britta empfinden wir, wenn wir wissen, wie es ihr wirklich geht! »Traurig« hat viele Ausprägungen. Wie ist das bei Britta? Fühlt sie sich wie im Nebel, sind ihre Gliedmaßen bleischwer, sitzt ein Geist aus der Vergangenheit auf ihrer Schulter? Beim Lesen wollen wir ein Ticket für unser Kopfkino von dir bekommen!

Was dir in dem Moment helfen kann, ist die Frage: Wie würde diese Szene in einem Film aussehen und welche Musik würden wir hören? 🤔

Musik wird in Filmen gerne genutzt, um gezielt Emotionen zu erwecken oder diese zu unterstreichen. Beim Schreiben kannst du keine Musik nutzen – aber du kannst Emotionen durch bildliche Darstellungen auslösen! Höre dir passende Musik an und überlege dir, wie du sie ihren Effekt auf dich in Worte fassen kannst.

Zusatztipp: Übertriebene bildliche Darstellung von Emotionen vermeiden

Extrem wichtig ist es, dass du abwechslungsreiche Bilder verwendest. Wiederholungen wirken so, als hättest du eine Formulierung kopiert und mit Copy & Paste überall eingefügt, wo es passt. Auch zu übertriebene Bilder solltest du vermeiden, da sie vom Wesentlichen ablenken zu in vielen Stilen zu schwülstig wirken.

Gehe in dich: Erinnere dich an deine eigenen Emotionen in ähnlichen Situationen und male sie mit Worten roh und ehrlich aufs Papier! ✨

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Tipp 2: Zeige die Intention deiner Protagonisten

Mir fällt in Büchern und Manuskripten, die ich lektoriere, hin und wieder auf, dass Charaktere etwas tun – ohne dass die Leser erfahren, warum sie es machen. Dieses Manko unterbricht den Lesefluss, weil wir dann denken: Warum geht sie jetzt aus dem Zimmer? Warum guckt er so? Warum sagt sie jetzt nichts? 🤔

Eventuell blättern wir dann zurück und schauen, ob wir was überlesen haben. Oder wir fühlen schlicht und ergreifend einen Bruch im Text. Jedenfalls werden die Leser aus dem Text gerissen und der Lesespaß ist erst mal hinüber.

Die Intention hinter Aktionen zu zeigen, ist besonders aus einem Grund total wichtig: Dadurch verstehen deine Leser, wie deine Protagonisten ticken! So können sie eine Beziehung zu ihnen aufbauen oder sich sogar mit ihnen identifizieren. Es entsteht eine angenehme Nähe. Damit meine ich natürlich keine Intentionen, die storymäßig noch im Verborgenen bleiben müssen. Vielmehr meine ich Alltagssituationen oder normale Aktionen.

Wenn dein Charakter ziellos durch die Straßen irrt, macht er es nicht, um nie an einem Ziel anzukommen, oder? Er will vielleicht etwas verdrängen oder die Zeit totschlagen. Irgendeine Intention gibt es immer! Lass sie deine Leser wissen und mach deine Protagonisten nahbar.

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Tipp 3: Zeige das emotionale Innenleben deiner Charaktere

Wie sieht es in deinen Charakteren aus? Je nach Erzählperspektive können wir das von einer Person oder sogar mehreren Personen erfahren. Und das sollten wir auch (es sei denn, es ist wichtig für den Plot, dass wir es nicht wissen oder stilistisch für deinen Roman angemessen).

»Er knirschte mit den Zähnen« und »sie schaute ihn böse an« können dabei eine suboptimale Wahl sein, weil diese Formulierungen zur Kategorie »TELL« gehören. Spannender für die Leser ist es, zu erfahren, was deine Protagonisten sich gerade fragen, was sie denken und wozu sie gerade (nicht) in der Lage sind. Das musst du ihnen zeigen – ein Fall für »SHOW«! 🙌

Beispiel:
Statt »Er knirschte mit den Zähnen« könntest du etwas schreiben wie »Die Anspannung war für ihn kaum zu ertragen. Warum machte ihn der Kerl nur so wütend? Er befürchtete, sein Kiefer würde seine Zähne zerbrechen, wenn er seine Emotionen nicht gleich in den Griff bekommen würde.«

Statt »Sie schaute ihn böse an« bietet sich etwas an wie »Sie fixierte ihn wie eine Katze ihre Beute. Was wollte er eigentlich von ihr? Ihr Unterleib fühlte sich an, als sei eine Ameisenarmee eingezogen. So wütend war sie lange nicht mehr gewesen.«

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So gehe ich mit »show, don’t tell« im Lektorat um

Jetzt fragst du dich vielleicht: Wie bemerke ich, dass ich mich in der Hinsicht »show, don’t tell« verbessern kann?

Am besten ist in diesem Fall ein Lektorat. Wenn ich dein Manuskript durchgehe, findest du an Stellen, denen es an »show« fehlt, Anmerkungen wie diese:

  • Was fühlt sie/er gerade?
  • Warum denkt/macht sie/er das?
  • Kannst du diese Emotion noch ausarbeiten?

Mein Lektoratsstil ist sehr »interviewlastig«, wie du siehst. Ich arbeite gern im aktiven kreativen Austausch mit meinen Autorinnen und Autoren, damit der Prozess uns beiden Spaß macht. 💫

Außerdem kannst du mir vorher sagen, mit welchen Szenen du. noch nicht ganz zufrieden bist – zum Beispiel Szenen, bei denen du dich fragst, ob genug Emotionen vermittelt werden. Oder du lässt mich ein besonderes Augenmerk darauf haben, ob ich deinen Protagonisten oder deine Protagonistin auf die gewünschte Art wahrnehme.

Diese Stellen versorge ich dann mit besonders viel Input und Vorschlägen. Schau dir gern meine Lektoratsdienstleistungen an.

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Hot Take von mir: Es gibt für (vor allem angehende) Autorinnen und Autoren Wichtigeres als »show, don’t tell«.

Immer wieder sehe ich, dass dieses Konzept in Lektorats- und Autorenkreisen wie der Heilige Gral des (guten) Schreibens angepriesen wird. Und auch ich habe diesen Artikel dazu verfasst, denn eins ist klar: »show, don’t tell« ist etwas, wovon man als Mensch der schreibenden Zunft gehört haben sollte.

Doch es gibt Wichtigeres. Vor allem am Anfang einer jeden Schreibkarriere.

Bevor du dir den Kopf darüber zerbrichst, ob du show und tell adäquat in dein Manuskript eingebaut hast, ist es essenziell, dass sich als Basis deines Schreibens Folgendes entwickelt:

  • dein Sprachgefühl (Satzbau, Wortwahl, Rhythmus, Klang und Stil),
  • dein semantisches Gefühl (die intuitive Einschätzung der Bedeutungen von Wörtern und Ausdrücken),
  • dein Schreibstil (klick hier, um meinen Blogartikel über dieses Thema zu lesen) und
  • deine Schreibmotivation, die dich bei der Stange hält, auch wenn es mal nicht so gut läuft – denn das Autorenlernen kann hart sein.

Und weißt du was? Wenn sich mit zunehmender Schreiberfahrung all dies in dir verfestigt und deine Fähigkeiten sich verbessern, läuft »show, don’t tell« einfach nebenbei. Denn dein Gefühl sagt dir, an welchen Stellen das Zeigen und an welchen das Erzählen besser ist. Vielleicht entwickelst du auch deinen ganz eigenen Stil mit einer Präferenz für einen dieser beiden Faktoren.

Aufregend, oder? 💫

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Du willst gut in »show, don’t tell« werden? Dann gilt: üben, üben, üben

Beim Schreiben ist es wie bei allen anderen Fähigkeiten auch – wer konstant weitermacht, wird immer besser! 🙌 Wichtig ist es, dass du weißt und auch spürst (wie oben angemerkt), was einen emotional ansprechenden Text ausmacht.

Setz dich bitte nicht unter Druck, in jedem Satz ein megatolles Bild einbauen oder die Intention deiner Charaktere tausendmal pro Kapitel betonen zu müssen.

Schreib einfach deine Geschichte und schau danach, an welchen Stellen du deine Leser noch besser abholen könntest. Testleser können dir auch dabei helfen, diese Stellen zu identifizieren – oder du meldest dich bei mir. 😊

Du hast Fragen zu deinem Manuskript oder zur Veröffentlichung deines Buchs, die du kurzfristig klären möchtest?

Als Lektorin mit viel Erfahrung und Selfpublishing-Autorin mit sieben veröffentlichten Büchern beantworte ich sie dir gern!
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Foto: Luriko Yamaguchi von Pexels

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Ich bin Mia Gries, Storytelling-Texterin, Lektorin und Autorin. Seit 2017 bin ich mit Federrauschen freiberuflich unterwegs.

Lies in meinem Blog wertvolle Tipps zu Storytelling, Autorenleben, Brand-Aufbau und dem Schreiben an sich. ✨ Lass uns die Welt mit gehaltvollen Geschichten wiederverzaubern!

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